Wo ist meine Absprungrate in Google Analytics 4 geblieben?
Mit der neuen Version seiner Web Analytics Plattform Google Analytics 4, reagiert Google auf wichtige Zukunftsthemen und Veränderungen am Markt und des Verhaltens der User. Neben zahlreichen Neuerungen und zusätzlichen Features, die wir in unserem letzten Blogpost zusammengefasst haben, fällt auch auf, dass eine Funktion für Nutzer der neuen Version von Google Analytics nicht länger verfügbar ist bzw. nicht mehr in der Form, in der wir an diese gewöhnt waren.
Wieso ist die Absprungrate nicht mehr verfügbar? Oder doch?
Mit einem Update vom 11. Juli 2022 hat Google tatsächlich eine altbekannte Kennzahl zurückgebracht: Die Absprungrate wurde wieder eingeführt und ist nun in den Explorations und Customized Reports verfügbar. In standardisierten Berichten wird hingegen weiterhin die Engagement-Rate angezeigt. In der neuen Version von Google Analytics 4 konnten Nutzer bis vor kurzem die Absprungrate ihrer Website nicht mehr abrufen. Warum diese Funktion überhaupt entfernt wurde und welche Auswirkungen die Änderung auf die Nutzung von Google Analytics hat, wird in diesem Artikel erklärt. Die nun “wieder” verfügbare Absprungrate in GA4 ist lediglich der umgekehrte Wert der Engagement Rate, was den Mehrwert dieser Metrik hinterfragen lässt. Verwechseln Sie also nicht die Absprungrate in Google Analytics 4 mit der “alten” Absprungrate, wie sie noch in Universal Analytics berechnet wurde.
Die Messung der Absprungrate diente Nutzern bisher dazu, das user engagement auf ihrer Website zu messen. Die Bounce Rate misst den Anteil der Besucher einer Website, die die Seite wieder verlassen, ohne einen weiteren Klick auf der Seite ausgeübt zu haben. Diese Metrik kann Nutzern der alten Version Google Universal Analytics dabei helfen einen Eindruck vom Engagement der Besucher ihrer Seite zu bekommen. Häufig führt die alleinige Betrachtung der Bounce Rate jedoch auch zu Trugschlüssen und einer falschen Abbildung des tatsächlichen User Engagements.
Die Absprungrate hat eine Reihe von entscheidenden Nachteilen, aufgrund derer Google die Funktion in der neuen Version seines Analytics Tools nicht länger zur Verfügung stellt.
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Was sind die Nachteile bei der Verwendung der Absprungrate als KPI?
Die Genauigkeit und Aussagekraft der Absprungrate ist oft sehr fraglich. Wie beschrieben, misst sie die Anzahl der Website-Besucher, die die Seite ohne Klick (weiter) verlassen. Bei Online-Shops kann dies zum Beispiel ein Hinweis darauf sein, ob die Besucher das gesuchte Produkt auf der Website finden konnten. Besucht ein Nutzer einen Online-Shop und klickt auf keines der angebotenen Produkte, ist dies ein Hinweis darauf, dass der Nutzer von keinem der Produkte angezogen wurde. Bei vielen Website-Inhalten kann die Absprungrate aber auch irreführend sein.
Angenommen, ein Nutzer klickt auf einen informativen Artikel, den er über eine Google-Suche erreicht hat. Oft liest er den gesamten Artikel, findet darin die gesuchte Antwort und verlässt dann die Seite, ohne weiter geklickt zu haben. In diesem Fall stimmt es jedoch nicht, dass der Nutzer den gesuchten Inhalt nicht gefunden hat. Dennoch wird die Absprungrate der jeweiligen Seite erhöht. Besucher können sich also oft für den Inhalt einer Website interessieren und die gesuchten Informationen finden, ohne weitere Seiten öffnen zu müssen. Aber genau das ist es, was die Absprungrate impliziert und widerzuspiegeln versucht – den Prozentsatz der Besucher, die auf der Seite nicht das gefunden haben, was sie suchten. Bei bestimmten Seiten oder Inhalten kann eine hohe Absprungrate also fälschlicherweise darauf hindeuten, dass die Seite nicht das enthält, was der Besucher sucht, und geändert werden sollte.
Dies führt zwangsläufig dazu, dass die Absprungrate häufig fehlinterpretiert und missverstanden wird. So können Unternehmen, die die Qualität ihrer Website an der Bounce Rate messen falsche Handlungsempfehlungen daraus ableiten und Änderungen an ihrer Website vornehmen, die keine wirklichen Verbesserungen darstellen.
Ein weiterer Faktor, der eine Schwachstelle der Absprungrate darstellt, ist der Fakt, dass viele Nutzer Websites über ihre Smartphones besuchen. Das typische “Scrollen” der Besucher auf einem Smartphone führt dazu, dass viele Besucher lange auf derselben Seite verweilen und nicht weiterklicken, wie sie es wahrscheinlich durch die Ansicht auf einem Laptop oder Tablet tun würden. Die Bounce Rate kann also vor allem bei Smartphone Nutzern auch missverständliche Ergebnisse darstellen.
Zudem lässt sich die Absprungrate aktiv beeinflussen. So ist es zum Beispiel recht einfach möglich einen Trigger zu setzen, der einen Nutzer als “Nicht-Bounce” ausweist, wenn er einen bestimmten Anteil der Seite durch Scrollen erreicht hat. Entsprechend wichtig ist es, sich mit den Zielen der eigenen Website auseinanderzusetzen und einen Trackingplan aufzustellen.
Die Alternative in Google Analytics 4
Aufgrund der genannten Nachteile der Absprungrate hat Google diese in der neuen Version Google Analytics 4 abgeschafft. Jedoch nicht ohne eine Alternative zur Messung des User Engagements für die Nutzer von Google Analytics anzubieten.
Man kann die Engagement-Rate entweder im Bericht mit den Statistiken zur Nutzergewinnung finden, oder mithilfe des Buttons “Statistiken” direkt abfragen.
Ab jetzt User Engagement statt der Absprungrate messen
Durch die neu eingeführte Engagement Rate, sollen Nutzer einen präziseren Eindruck davon bekommen, wie die Besucher mit einer Website interagieren. Die Engagement Rate ergibt sich aus dem Verhältnis von “engaged sessions” zur gesamten Anzahl von Sessions auf einer Website. Diese Metrik soll im Kern dieselbe Frage beantworten wie die Absprungrate bisher in Google Universal Analytics und gleichzeitig die entscheidenden Nachteile der Absprungrate eliminieren.
Als “engaged sessions” gelten in der neuen Metrik alle Sessions die entweder länger als 10 Sekunden andauern oder ein Conversion Event enthalten oder mehr als einen Screen oder Pageview hatten. (Quelle: Definition in Google Analytics 4 UI).
Lange Aufenthalte auf einer Website, bei denen jedoch, wie oben beschrieben, kein Klicken auf eine weitere Seite erfolgt, gelten demnach nicht länger als unengaged Sessions und gehen somit nicht negativ in die Messung des User Engagements einer Website ein. Dadurch erhalten Google Analytics 4 Nutzer eine akkuratere Abbildung davon, ob ihre Website, die von Nutzern gesuchten Inhalte enthält und wie hoch das Engagement der User mit ihrer Website ist.
Dennoch die Absprungrate messen – Ist das möglich?
Wenn Sie trotz der Nachteile der Absprungrate und der verfügbaren Alternativen in Google Analytics 4 weiterhin Ihre Absprungrate messen möchten, dann besteht diese Möglichkeit weiterhin, auch wenn Google Analytics 4 Ihre bisher bekannte Absprungrate nicht mehr direkt abbildet. Sie können die alten Absprungraten-Metriken mit Hilfe von Google BigQuery reproduzieren. Mit den darin enthaltenen Zahlen und Informationen lässt sich die Absprungrate ungefähr berechnen. Eine exakte Reproduktion der bisherigen Werte und ein entsprechender Vergleich mit Referenzwerten kann jedoch zeitaufwändig und nur bedingt effektiv sein.
Welche ist die bessere Metrik?
Wie beschrieben lässt die Engagement Rate eine genauere Abbildung davon zu, wie gut das User Engagement auf einer Website ist. Zudem ist die User Engagement Rate über das interface in Google Analytics 4 verfügbar.
Dennoch gilt die Absprungrate, durch ihre jahrelange Verwendung, als altbekannte Metrik. Viele Stakeholder könnten die Darstellung der Absprungrate deshalb immer noch in Reports erwarten. In diesem Fall können Sie die Bounce Rate wie oben beschrieben immer noch abbilden.
Dennoch empfehlen wir es, in Zukunft statt der Absprungrate auf die Engagement Rate zurückzugreifen, um das User Engagement einer Website abbilden und messen zu können.
Wenn Sie Fragen haben, wie Sie die Qualität Ihrer Website präziser messen oder verbessern können, oder wenn Sie aktuell vor der Migration zu Google Analytics 4 stehen, wenden Sie sich gern jederzeit an uns. Wir zeigen Ihnen in einem unverbindlichen Beratungsgespräch gerne Ihre Möglichkeiten auf.